Nahtoderfahrung
Nahtoderfahrungen (NTE) umfassen ein breites Spektrum von
Erlebnisberichten über außergewöhnliche Bewusstseinszustände.
Sie erhielten die Bezeichnung NTE, da die Erlebnisse besonders
von Personen berichtet wurden, die sich zuvor in einer lebens-
bedrohenden Lage befunden hatten, etwa durch einen Herz- oder
Kreislaufstillstand -  aber erfolgreich reanimiert (wiederbelebt)
werden konnten.
Typische Elemente dieser Berichte sind eine Sicht von außen auf
den eigenen Körper (Autoskopie) sowie Tunnel-, Licht- und
Jenseits-Erscheinungen.
Typische Erlebnisinhalte:
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Außerkörperliche Erfahrung: Im Rahmen von Nahtoderfahrungen
haben die Betroffenen oft das Gefühl, über ihrem Körper zu schweben
und zu beobachten, was geschieht.
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Ein großer Teil der Betroffenen beschreibt einen Übergang, der am
häufigsten als Durchgang durch einen Tunnel beschrieben wird, an
dessen Ende helles Licht zu sehen ist.
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Manche Betroffene berichten vom Jenseits; je nach Studie in einem
Zehntel bis zwei Drittel der Nahtod-Erlebnisse.
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Verwandte oder übernatürliche Gestalten kommen, um den
Betroffenen abzuholen: Schon in den von Papst Gregor dem Großen
gesammelten Berichten erscheinen Apostel, Verwandte oder Freunde
zur Abholung. In den von Osis und Haraldson untersuchten Toten-
bettvisionen aus Indien und Amerika kommen solche Wesen in etwa
78 % der Fälle vor; bei den Amerikanern überwiegend verstorbene
Verwandte, in Indien eher religiöse Figuren. Auch Lebende können in
Nahtoderfahrungen auftauchen.
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Licht: In 40–77 % der Nahtoderfahrungen nimmt die Person ein
helles, weißes Licht wahr. Das Licht wird je nach
Religionszugehörigkeit als Sonne, Gott, Engel oder als
Widerspiegelung des allerhöchsten Bewusstseinszustandes des
Menschen identifiziert.
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Als Lebensbilderschau, Lebensrückblick oder -film können währ-
end des Nahtod-Erlebnisses Ereignisse aus der eigenen Vergangenheit
vor dem inneren Auge ablaufen. Diese Phase des Nahtod-Erlebnisses
tritt etwa in einem Drittel der Berichte über Nahtoderfahrungen auf. In
Nahtoderfahrungen von vor Beginn der Neuzeit oder aus Ländern der
Dritten Welt wie Indien wird der Lebensfilm meist durch eine Bewähr-
ungsprobe, eine Gerichtsszenerie oder ein Lebensbuch ersetzt.
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In 8–41 % der Nahtoderfahrungen taucht eine Grenze, Mauer oder
ähnliches auf, die der Betroffene nicht überschreiten darf, wenn er
nicht endgültig sterben soll.
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Rückkehr: In einigen Nahtoderfahrungen erscheinen die Wieder-
belebungsmaßnahmen als Grund der Rückkehr. Es kann aber auch eine
bewusste Entscheidung zur Rückkehr erlebt werden.
Emotionen
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Glücksgefühl: Für viele Menschen sind starke Gefühle von
Schmerzfreiheit, Frieden, Freude und Glückseligkeit der
bemerkenswerteste Teil ihrer Erfahrung.
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Gefühl, Ereignisse der Zukunft vorhersagen zu können (Präkogni-
tion), und Allwissenheitsempfinden: In etwa 3 bis 6 % der Nahtodes-
erlebnisse glaubten die Betroffenen, in die Zukunft zu sehen.
Mystische Erfahrung und Folgen
Nahtoderfahrungen können folgende religions- und kulturunabhängige
Eigenschaften mystischer Erfahrungen beinhalten: Einheits-Erleben,
Transzendenz von Zeit und Raum, tief empfundene positive Stimmung,
Gefühl der Heiligkeit, der Objektivität und Realität, Unaussprechlichkeit,
Paradoxie und Flüchtigkeit des Erlebens. Damit sind Nahtodeserlebnisse die
häufigsten mystischen Erfahrungen überhaupt.
Viele Menschen sind nach einem Sterbeerlebnis auch von der Existenz
Gottes überzeugt und geben religiösen und ethischen Werten in ihrem Leben
Vorrang.
Eine Hinwendung zu sozial-karitativen Tätigkeiten, eine höhere Wertschätz-
ung von Sinnfragen, aber auch der eigenen Person und der Kürze und Kost-
barkeit der Lebenszeit werden beschrieben.
Erklärungsversuche
Die logischste Erklärung ist natürlich die sogenannte „Überlebenshypothese“,
die die Nahtoderfahrungen als Beleg für ein Weiterleben der Seele nach dem
Tod sieht. Diese betrachtet Nahtoderfahrungen als einen Ausdruck der
Unabhängigkeit des Bewusstseins vom Gehirn und Körper.
Von Seiten der Neurowissenschaften werden NTE hingegen vor allem als
vorübergehende Beeinträchtigung wichtiger Gehirnfunktionen eingestuft.
Nahtod-Studien
Das Interesse an diesem Fachgebiet wurde ursprünglich von den Schriften
von Raymond Moody wie seinem Buch Life After Life, das 1975 ver-
öffentlicht wurde, angehoben, und brachte die öffentliche Aufmerksamkeit
auf das Thema NTE.
Bald darauf folgte die Gründung der Internationalen Vereinigung für Nahtod-
Studien (IANDS) im Jahr 1981. IANDS ist eine internationale Organisation,
die wissenschaftliche Forschung und Bildung auf die physische, psychologi-
sche, soziale und spirituelle Natur und Verzweigungen der Nahtoderfahrung
fördert. Zu deren Publikationen gehören das Peer-Review Journal of Near-
Death Studies und der vierteljährliche Newsletter Vital Signs.
Bruce Greyson (Psychiater), Kenneth Ring (Psychologe) und Michael Sabom
(Kardiologe) haben dazu beigetragen, das Feld der Nahtod-Studien zu starten
und das Studium der Nahtoderfahrungen in die akademische Forschung ein-
zuführen.
Von 1975 bis 2005 wurden etwa 2.500 selbst gemeldete Personen in den
USA in retrospektiven Studien der Phänomene mit weiteren 600 außerhalb
der USA im Westen und 70 in Asien überprüft.
Insgesamt wurden etwa 3.500 Einzelfälle zwischen 1975 und 2005 in
mindestens einer Studie überprüft. Alle diese Studien wurden von etwa 55
Forschern bzw. Teams von Forschern durchgeführt. Die medizinische
Gemeinschaft hat lange gezögert, das Phänomen der NTEs anzusprechen,
und Geld für die Forschung zu gewähren.
Autoren, die über Nahtoderfahrungen berichteten:   
Raymond A. Moody
Raymond A. Moody war einer der ersten, der die Erlebnisse von Patienten,
die klinisch tot waren und wiederbelebt wurden, systematisch untersuchte. Er
fand dabei eine hohe Übereinstimmung der Wiedergaben.
Elisabeth Kübler-Ross
Die Medizinerin Elisabeth Kübler-Ross interviewte zahlreiche todkranke
Menschen und beschrieb in ihrer Arbeit die „fünf Phasen des Sterbens“.
Gemeint ist damit, wie sich Patienten mit der Einsicht auseinandersetzen,
dass sie bald sterben müssen. Ebenso beschäftigte sie sich mit Nahtoder-
fahrungen. Kübler-Ross war die erste, die in ihrem Buch Interviews mit
Sterbenden 1969 Berichte über Nahtoderfahrungen veröffentlichte.
Bernard Jakoby
Bernard Jakoby ist ein deutscher Autor, der zu ähnlichen Einschätzungen
kam wie Moody.
Pim van Lommel
Pim van Lommel ist Kardiologe und führte prospektive Untersuchungen zum
Thema Nahtod durch. Er vertritt die Ansicht, dass Bewusstsein nicht körper-
lich lokalisiert werden kann und nimmt an, dass  das Bewusstsein unabhängig
vom Gehirn existiert und das Gehirn nur eine Art Empfänger ist, ähnlich
einem Fernsehgerät, einem Radiogerät oder einem Computer für den Emp-
fang des Internets. Ist das Empfangsgerät vorübergehend gestört, so ist da-
durch noch nicht z. B. das Internet gestört. Das Bewusstsein würde demnach
den Gehirntod überleben.
Sam Parnia
Sam Parnia ist ein britischer Kardiologe, der am Weill Cornell Medical
College in New York an Nahtoderfahrungen und außerkörperlichen Erfahr-
ungen forscht. 2014 veröffentlichte er eine Studie, bei der reanimierte Herz-
patienten interviewt worden waren. Neun von 140 interviewten Patienten
berichteten von einer Nahtoderfahrung gemäß der Greyson-NDE-Skala. 
Markolf Niemz
Markolf Niemz ist ein deutscher Biophysiker. Niemz setzt sich mit einem
neuen Zweig der Sterbeforschung, der Nahtodforschung, auseinander.
Walter van Laack
Walter van Laack lehrt an der Fachhochschule Aachen Orthopädie und
Grenzgebiete.
Bruce Greyson
Bruce Greyson ist ein amerikanischer Psychiater und Neurowissenschaftler.
Er ist Professor für Psychiatrie und Direktor der Division of Perceptual
Studies an der Universität von Virginia und damit direkter Nachfolger von
Ian Stevenson. Er ist Gründungsmitglied der International Association for
Near-Death Studies (IANDS) und ist bekannt für seine Arbeit auf dem
Gebiet der Nahtoderfahrung. Er entwickelte 1983 den Greyson-Fragenkata-
log zur Qualifizierung einer Nahtoderfahrung („Greyson’s NDE scale“).
Quelle: Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Nahtoderfahrung)
               dort gibt es weitere Quellenangaben (Stand: August 2017)
               Anmerkung: Es handelt sich um keinen wirklich objektiven,
               unvoreingenommenen Eintrag -  denn es wird offensichtlich die
               naturwissenschaftliche, skeptische Sichtweise bevorzugt und
               hervorgehoben ...