Ablassbriefe sollten den Gläubigen einen dem Geldbetrag entsprechenden Erlass
zeitlicher Sündenstrafen im Fegefeuer für sie oder für bereits gestorbene
Angehörige bescheinigen. Ein überlieferter Werbespruch von Johann Tetzel
lautete: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt.“
Genau ein Jahr vor dem Thesenanschlag in Wittenberg predigte Luther erstmals
öffentlich gegen die Ablasspraxis.
Im Sommer 1517 las er die vom Mainzer Erzbischof Albrecht verfasste Instructio
Summarium, eine Anweisung für die im Land umherreisenden Ablassprediger.
Mit einem Teil dieser Einnahmen wollte der Erzbischof seine Schulden bei den
Fuggern bezahlen. Diese hatten ihm sein Kurfürstenamt finanziert. Dazu sandte er
den Ablassprediger Johann Tetzel nachSachsen.
Am 4. September 1517 stellte Luther zunächst 97 Thesen vor, um einen Disput
über die scholastische Theologie unter seinen Mitdozenten anzuregen.
Im Oktober verfasste er weitere 95 Thesen, die direkt auf den Ablass Bezug
nahmen, schickte sie in einem Brief an Albrecht und verbreitete sie unter
Anhängern.
Philipp Melanchthon zufolge soll er diese Thesen am 31. Oktober am Haupt-
portal der Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen haben.
Der Thesenanschlag wurde lange Zeit als Legende ohne historisches Fundament
betrachtet, gilt jedoch nach der Entdeckung einer handschriftlichen Notiz von
Georg Rörer, Luthers langjährigem Sekretär, im Jahr 2006 wieder als wahrschein-
licher.
Fest steht allerdings, dass die Ablassthesen schon vor ihrem möglichen Anschlag
an der Kirchentür bekannt waren und kursierten und von den Gelehrten diskutiert
wurden, sodass der Aushang nicht erst als Anlass der ablasstheologischen Diskus-
sion angesehen werden kann, sondern allenfalls bereits auf deren Höhepunkt
stattfand.
Die Thesen fanden großen öffentlichen Widerhall, der die Reformation
auslöste. Luther protestierte darin weniger gegen die Finanzpraktiken der
römischen Kirche, die auch vielen Fürsten und Bürgern missfielen, als gegen die
im Ablasswesen zum Ausdruck kommende verkehrte Bußgesinnung.
In einem ebenfalls am 31. Oktober 1517 verfassten Brief an den Mainzer
Erzbischof prangerte Luther die Praxis an, dass Ablassprediger den Anschein
erweckten, als wäre für einen Ablassbrief keine Reue nötig. Diese scheinbare
Milderung bezog sich allerdings nur auf die Käufer des Ablassbriefes, nicht auf
diejenigen, deren Sünden vergeben werden sollten. Diese mussten sehr wohl in
Reue gestorben sein.
Dem Brief an den Erzbischof lag der Tractatus de indulgentiis bei, in dem Luther
eine Theologie des Ablasses entwirft. Er zeigte sich hierbei durch die augusti-
nische Bußspiritualität bestimmt.
Der Ablasshandel war für ihn nur der Anlass, um der allgemeinen Forderung
einer grundlegenden Reform der ganzen Kirche „an Haupt und Gliedern“
Ausdruck zu verleihen. Dabei griff er den Papst noch nicht direkt an, sondern
wähnte ihn – zumindest rhetorisch – noch auf seiner Seite. Allerdings sah er die
Funktion des Petrusnachfolgers beim Nachlass der Sündenstrafen nur in der
Fürbitte für die Gläubigen und sprach ihm damit die verbindliche Schlüsselgewalt
ab, die den Gläubigen nach der schultheologischen Ablasslehre letzte Gewissheit
über die Aufhebung jenseitiger Sündenstrafen verschaffen sollte.
Verständlich waren die Ablassthesen nur dem gelehrten Fachpublikum, das die
Feinheiten der theologischen Debatten um die Wirkweise des Ablasses kannte.
Für die breitere Bevölkerung verfasste Luther deshalb 1518 den in einfacher
und verständlicher Weise abgefassten Sermon von dem Ablass und Gnade. 
Luther bediente sich hierin erstmals der Volkssprache und verließ damit die
akademische Welt. Die göttliche Genugtuung wird, plakativ gesagt, auf gute
Werke statt auf käuflichen Ablass zurückgeführt.
Albrecht von Mainz, inzwischen zum Kardinal kreiert, zeigte Luther daraufhin in
Rom an. Tetzel reagierte mit Gegenthesen auf die Disputationsreihe vom
September, bei der ihn der Ingolstädter Theologe Johannes Eck unterstützte.
Im April 1518 durfte Luther im Auftrag von Staupitz vor der Augustinerkongre-
gation in der Heidelberger Disputation seine Theologie erläutern.
Hier grenzte er die exklusive Relation von Gnade zum Glauben scharf gegen
Aristoteles und die menschliche Willensfreiheit ab. Er gewann eine Reihe von
Anhängern, die später zu Reformatoren wurden, darunter Martin Bucer, Erhard
Schnepf, Johannes Brenz, Sebastian Franck.
Quelle: Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Luther)
                 dort gibt es weitere Quellenangaben (Stand Nov.2016)
Die 95 Thesen am heutigen
Portal der Schlosskirche zu
Wittenberg
Luther als Augustiner-
mönch (Lucas Cranach
der Ältere, 1520)