Einiges von der Höllenfahrt
Gemäß der Bibel begab sich Jesus nach seinem Tod in die Hölle, um die dort
gefangenen Seelen zu befreien und um den besiegten Satan/Luzifer in Ketten
zu legen. Die selige Anna Katharina Emmerich sah diese Höllenfahrt in ihren
Visionen folgendermaßen:
„Als Jesus mit einem lauten Schrei seine allerheiligste Seele aufgab, sah ich
diese als eine Lichtgestalt mit vielen Engeln, unter denen auch Gabriel war, am
Fuße des heiligen Kreuzes in die Erde hinabfahren. Seine Gottheit aber sah ich
sowohl mit dieser seiner Seele als mit seinem am Kreuze hängenden Leibe
vereinigt bleiben. Ich vermag die Weise, wie dieses geschah, nicht
auszusprechen. Ich sah den Ort, wo die Seele Jesu hinging, in drei Teilen, wie
drei Welten, und hatte die Empfindung, dass sie rund seien und dass jeden
dieser Orte eine Umgebung, eine Sphäre von dem andern scheide.“ (S.328)
Gemäß der heiligen Anna Katharina Emmerich begab sich Jesus zuerst in die
Vorhölle und befreite dort Adam und Eva. Dann begab er sich in eine Sphäre,
wo sich die Patriarchen, alle heiligen Israeliten, Moses, die Richter, Könige und
auch die Propheten und alle Vorfahren Jesu und ihre Verwandten befanden:
„Hier in diesem Raum waren keine bösen Geister und keine Qual als die
Sehnsucht nach der Verheißung, und diese war jetzt erfüllt. Eine
unaussprechliche Wonne und Seligkeit durchdrang alle die Seelen, welche den
Erlöser begrüßten und anbeteten, die gefesselten bösen Geister aber mußten
gezwungen ihre Schmach vor ihnen bekennen. Viele der Seelen wurde
emporgesandet, ihre Leiber aus den Gräbern zu erheben und, in diesen
sichtbar, Zeugnis von dem Herrn zu geben.(…)
Ich sah nun den Triumphzug des Heilandes wieder in eine tiefere Sphäre
eindringen, wo sich fromme Heiden, welche die Wahrheit geahnt und sich nach
ihr gesehnt, in einer Art von Reinigungsort befanden. Es waren böse Geister
unter ihnen, denn sie hatten Götzenbilder; ich sah die bösen Geister
gezwungen, ihren Trug zu bekennen, und sah die Seelen mit rührender Freude
dem Heiland huldigen. Es wurden aber auch hier die Teufel gefesselt und
weitergetrieben.
So sah ich den Triumph des Erlösers, mancherlei Seelenbehälter befreiend, in
großer Schnelligkeit durchziehen und noch unendlich vieles tun, ich vermag es
aber in meinem elenden Zustand nicht auszusprechen.
Endlich sah ich ihn mit großem Ernst zum Kern des Abgrundes, zur Hölle
nahen. Sie erschien mir in Form eines unübersehbar großen, schrecklichen,
schwarzen, metallglänzenden Felsenbaues, dessen Eingang ungeheure,
furchtbare schwarze Tore mit Riegeln und Schlössern bildeten, die Grausen
erregten. Ein Gebrüll und Geschrei des Entsetzens wurde vernommen, die Tore
wurden aufgestoßen, und es erschien eine greuliche finstere Welt.
So wie ich die Wohnungen der Seligen in Gestalt des himmlischen Jerusalems
als eine Stadt und, nach unzähligen Bedingungen der Seligkeit, als
verschiedenartige Schlösser und Gärten voll wunderbarer Früchte und Blumen
mancher bestimmter Arten zu sehen pflegte, sah auch hier alles in Form einer
zusammenhängenden Welt, in Gestalt von mannigfachen Gebäuden, Räumen
und Gefilden. Aber alles ging aus dem Gegensatz der Seligkeit, aus Pein und
Qual hervor. Wie im Aufenthalt der Seligen alles nach den Gründen und
Verhältnissen des unendlichen Friedens, der ewigen Harmonie und
Genugtuung geformt erscheint, so hier alles in den Mißverhältnissen des
ewigen Zorns, der Uneinigkeit und der Verzweiflung. Wie im Himmel
unaussprechlich schöne, durchsichtige, mannigfache Gebäude der Freude und
der Anbetung, so hier ebenso unzählig mannigfaltige finstere Kerker und
Höhlen der Qual, des Fluches, der Verzweiflung; wie dort die wunderbarsten
Gärten voll Früchten der göttlichen Erquickung, so hier die gräßlichsten
Wüsten und Sümpfe voll Qual und Pein und allem, was Greuel und Ekel und
Entsetzen erregen kann. (S. 330)
Als die Tore von den Engeln aufgestoßen worden, sah man in ein Gewühl von
Widersetzen, Fluchen, Schimpfen, Heulen und Wehklagen. Ich sah, dass Jesus
die Seele des Judas anredete. Einzelne Engel warfen ganze Scharen von bösen
Geistern nieder. Alle mußten Jesus erkennen und anbeten, und dies war ihnen
die furchtbarste Qual. Eine große Menge wurde in einen Kreis um andere
herum gefesselt, welche dadurch gebunden wurden. In der Mitte war ein
Abgrund der Nacht. Luzifer ward gefesselt in diesen geworfen, und es brodelte
schwarz um ihn. Es geschah alles nach bestimmten Gesetzen. Ich hörte, dass
Luzifer, wo ich nicht irre, 50 oder 60 Jahre vor dem Jahre 2000 nach Christus
wieder auf eine Zeitlang solle freigelassen werden. Viele anderen Zahlen-
bestimmungen weiß ich nicht mehr. Einige andere sollten früher zur Strafe und
Versuchung freigelassen werden. In unserer Zeit, meine ich, traf die Loslassung
einiger, und anderer kurz nach unserer Zeit.  (….)
Ich sah aber noch, wie die erlösten Seelen in unendlichen Scharen aus den
Reinigungsorten und der Vorhölle die Seele des Herrn nach einem freudigen
Ort unter dem himmlischen Jerusalem emporbegleiteten. Es ist dort, wo ich vor
einiger Zeit auch einen seligen Freund von mir gesehen habe. Hierhin kam
auch die Seele des frommen Schächers und sah den Herrn nach seiner Ver-
heißung im Paradiese wieder. Ich sah, daß hier den Seelen Freude und
Erquickung an solchen himmlischen Tafeln bereitet war, wie sie mir öfters in
Trostbildern erscheinen.“ (S.329ff.)
Quelle: Anna Katharina Emmerich, „Das bittere Leiden
              unseres Herrn Jesus Christus“,