Todenhöfer beschreibt die Besichtigung folgendermaßen:
„Am Eingang der ehemaligen Militärbasis warten wir auf ein anderes Auto. Am Himmel
entdecken wir ein Flugzeug. „Americans!“, meint unser Fahrer. Es sei jedoch nur ein
Beobachtungsflug, glaubt er. Wie beruhigend! Wir fahren weiter auf das Gelände.
Die Basis dient inzwischen als Trainingsgelände, Gefängnis und Waffenstützpunkt des
IS. Das Gelände ist riesig. Wir stoppen an einem Panzerfriedhof. So sieht es jedenfalls
aus. Hier stehen mindestens 50 bis 100 Panzer, alte, neue, russische, amerikanische.
Ich verliere ein wenig den Überblick. Ein apokalyptischer Anblick. Auf einem der
Panzer ist ein Graffito angebracht: „A am sorry!“
Angeblich werden wir gleich Kämpfer beim Training sehen, vielleicht auch Gefangene.
Doch über uns ist auf einmal das Surren von Drohnen hörbar. Unsere Delegation war
den Amerikanern wohl doch zu groß. Hektik kommt auf. Wir müssen das Programm
abbrechen. Wir fahren in verschiedene Richtungen, um einen Angriff zu erschweren.
Die Stimmung ist angespannt. Immer wieder kommunizieren die IS-Kämpfer über ihre
Funkgeräte. Unser Fahrer drückt aufs Gaspedal. Im Vorbeifahren zeigt er uns
Eingänge, die zu Geheimgefängnissen führen. Wir kommen an einem Fußballfeld
vorbei, dann an komplett zerstörten Baracken. Hier ist nicht viel übrig geblieben.
Dann sind wir am Eingangstor. Hier steht ein halbes Dutzend schwarz gekleideter
Männer und Kinder mit roten Mützen. Sie sind mit Maschinengewehren, ameri-
kanischen M16 und russischen Kalaschnikows bewaffnet. Sie gehören einer
Spezialeinheit der Polizei an. (…)                                                                             
Die drei Jüngsten der Einheit sind angeblich zwölf und dreizehn, sehen aber eher
noch jünger aus. Sie behaupten, auch schon an Kämpfen beteiligt gewesen zu sein.
Sie würden für ihren Kampf und ihre tägliche Arbeit aber nicht bezahlt. Sie machten
es für die Ehre. Zwei von ihnen gehen nebenbei zur Schule.
Wir können das Gespräch nicht vertiefen. Die Drohnen sind noch immer in der Luft.
Die Polizisten rufen uns hinterher, dass sie keine Angst vor Drohnen oder Flugzeugen
hätten. Sie fürchteten nur Allah. „Wir werden Obama zu Hause besuchen“, lautet der
Satz, mit dem sie sich verabschieden.”
Quelle: Jürgen Todenhöfer, “Inside-IS - 10 Tage im “Islamischen Staat”,
                 2015 C.Bertelsmann Verlag, 14. Auflage, S.232ff.