Der Polizeichef erklärte Todenhöfer weiter: „Zwar gebe es hin und wieder noch
Diebstähle. Aber die gebe es auf der ganzen Welt. Ihre Zahl sei drastisch zurück-
gegangen. Manchmal vergehe eine ganze Woche ohne eine einzige Strafanzeige.
Dank Allah und der islamischen Polizei.
Das mit den Diebstählen will Todenhöfer genauer wissen: “Ich frage: „Angenommen,
Sie schnappen einen Dieb, der etwas gestohlen hat, was mehr als 40 US-Dollar wert
ist. Wird der dann vor ein islamisches Gericht gestellt? Und wie lange dauert es, bis
ihm die Hand abgeschnitten wird?
Der Polizeichef antwortet auf „Beamtenarabisch“: „Nachdem ein Haftbefehl gegen die
entsprechende Person ausgestellt wurde, muss sie zu einer Station der islamischen
Polizei der Provinz Niniveh gebracht werden. Dort bleibt die Person ein, zwei Tage.
Nicht länger. Dann wird sie zum islamischen Gericht gebracht, wo ihr Fall registriert
wird, damit das Verfahren beginnen kann. Wenn der Wert des gestohlenen Gegen-
stands über dem Mindestbetrag für Handamputationen liegt, wird die Hand amputiert.
So wie es das islamische Gesetz vorschreibt.“
In den nächsten Tagen sei keine Handamputation vorgesehen. Die durchgeführten
Amputationen seien sehr abschreckend, Diebstahl lohne sich nicht mehr.
Ich frage ihn nach der Meinung der Bevölkerung zur Polizei. Der Polizeichef meint,
nach den Jahren der Anarchie akzeptiere das Volk von Niniveh die Polizei nicht nur, es
liebe sie. An Tagen, an denen sie nicht auf den Straßen präsent sei, vermissten die
Menschen sie regelrecht. Die Leute hätten keine Lust mehr auf die Anarchie der
letzten zehn Jahre. Ich erlaube mir, Zweifel anzumelden, aber die Begeisterung des
Polizeichefs über seine Truppe ist nicht zu bremsen.
Außerdem arbeiteten Söhne aus sehr vielen Familien bei der Polizei. Das führe zu eine
starken Verbundenheit mit der Bevölkerung. Unter dem alten Regime hätten diese
jungen Leute alle keine Chance bekommen. Die frühere Polizei sei eben nicht
islamisch gewesen. Sie habe die Menschen schlecht behandelt, abgekanzelt,
beschimpft und sogar geschlagen. Diese Zeiten seien nun vorbei.“
Quelle: Jürgen Todenhöfer, “Inside-IS - 10 Tage im “Islamischen Staat”,
                 2015 C.Bertelsmann Verlag, 14. Auflage, S.225 ff.
Die lokalen Verkehrspolizisten des IS
kontrollieren in Mosul mit Kalaschnikows
Autos und Passanten
Mitglieder einer Spezialeinheit
der IS-Polizei