Etablierte Medien versuchen Bewegung zu delegitimieren
Bereits jetzt geht die Angst davor um, dass die Proteste weiter eskalieren
könnten. Neben Bildern von brutalen Polizeieinsätzen gegen Demonstranten
mit gelben Westen in der Hauptstadt gibt es auch Aufnahmen, die Beamte
zeigen, die ihre Helme abnehmen und sich mit den Demonstranten ver-
brüdern.
Gleichzeitig machen Gerüchte die Runde, Linksextremisten, radikale
Islamisten oder Provokateure aus Polizei und Geheimdiensten wären in
Gewaltakte involviert, um der Bewegung zu schaden. Bereits am letzten
Samstag sollen gewalttätige Linke und Mitglieder von Jugendbanden in der
Innenstadt aufgetaucht sein und am Rande der Proteste für Gewalt und
Zerstörung gesorgt haben.
Zudem machen Berichte über geplante Eskalationen die Runde und sollen
offenbar Bürger verunsichern und davon abhalten, sich an den Protesten zu
beteiligen. Kommentare etablierter Medien, die in aggressiver Weise gegen
die Gelbwesten agitieren, diese als „Gefahr für die Demokratie“ darstellen
oder gar eine russische Steuerung suggerieren, nähren auf der Gegenseite
Argwohn. Sie behaupten, Macron und das politische Establishment könnten
Gewaltakte inszenieren, um anschließend die Bewegung mit polizeistaat-
lichen Methoden niederzuschlagen....
"Propornot", die selbsternannten Wächter der US-Politdiskussion mit Nähe
zum Atlantic Council, wollen Hinweise gefunden haben, dass die Proteste in
Frankreich in Wirklichkeit eine "Aktiv-Maßnahmen-Kampagne" Russlands
gegen Präsident Emmanuel Macron ist.
Nein, das ist keine Satire, auch wenn es danach klingt: Die Proteste der
sogenannten Gelbwesten in Frankreich, seien ein "superschlaues Ende" einer
"Aktiv-Maßnahmen-Kampagne" des Kremls gegen den französischen
Präsidenten Emmanuel Macron. Dafür gäbe es "Hinweise", behauptet die
anonym agierende PropOrNot, eine obskure Organisation aus den USA. Sie
beschreiben sich als ein "unabhängiges Team von besorgten Bürgern", das
sich gegen die "russische Propaganda" in den Vereinigten Staaten zur Wehr
setzt.
Zu nationaler Berühmtheit gelangte die Organisation im Jahr 2016, als die
Washington Post Daten von PropOrNot benutzte, um eine angebliche russi-
sche Einmischung in dem Präsidentschaftswahlkampf der USA nachzuwei-
sen. Darin enthalten waren über 200 Webseiten, die aufgrund ihrer kriti-
schen Berichterstattung über die US-Politik kurzerhand als "russische Pro-
paganda" eingestuft werden.
Eine Untersuchung von George Eliason, US-Journalist in der Ukraine, ergab
eine direkte Beziehung zwischen PropOrNot und The Interpreter, einer Web-
seite, die sich ebenfalls gegen "russische Propaganda" einsetzt. Deren Betrei-
ber ist Michael Weiss, ein Senior Fellow des Think Tanks Atlantic Council
und ein ausgesprochen umtriebiger Charakter, wenn es um Kampagnen
gegen Russland, Syrien oder den Iran geht...
Was darin aber besonders gut zum Vorschein kommt, ist auch die Absicht,
die "Gelbwesten"-Bewegung von vornherein in einem weitestmöglich nega-
tiven Licht darzustellen. Ihre durchaus legitimen Forderungen werden als
russisches Agitprop abgetan und es wird so getan, als ob es in Frankreich
keine Probleme gibt.
Dieses Verhaltensmuster ist überall dasselbe: Proteste gegen eine fehlgeleitete
Regierungspolitik werden immer wieder als von Russland gesteuert darge-
legt, um sie so zu delegitimieren. Dabei ist diese Praxis absolut nichts Neues.
Insbesondere in den USA wurde die "Rote Angst" (Red Scare) von nahezu
sämtlichen Regierungen, Geheimdiensten und Politikern seit 1917 miss-
braucht, um sich von unliebsamen Gegnern zu entledigen und ein Gefühl
der Unsicherheit zu erzeugen.
Unterschiede werden auch in der Bewertung von Protesten gemacht. Was
derzeit in Frankreich geschieht, ist etwas Schlechtes, weil von Russland
gesteuert, während die Maidanproteste in der Ukraine selbstredend etwas
Gutes waren. Selbstverständlich geht der Autor dieser Twitter-Nachrichten
nicht darauf ein, dass es auch in Kiew zu gewalttätigen Auseinandersetz-
ungen kam, oder dass jene Proteste schnell von ultranationalistischen und
neonazistischen Kräften völlig vereinnahmt wurden. Selbst der von ihm
bemühte Mustafa Najem sieht die Maidanproteste und insbesondere deren
Resultate heute in einem ganz anderen Licht.
Doch all das spielt für solche Organisationen wie PropOrNot keine Rolle. Sie
haben sich nicht etwa dem journalistischen Prinzip der Objektivität ver-
schrieben, sondern propagieren ja auch vollkommen ungeniert und offen ihre
Absicht, das "kulturelle Immunsystem" der USA - und vermutlich damit
stellvertretend für alle westlichen "Kulturnationen" - gegen "feindlichen
Einfluss" beschützen zu müssen.
Quelle und gesamter Artikel: https://deutsch.rt.com/international/80450-nur-frage-zeit-
russland-steckt/