Ich habe in meinem Buch „Im Reich der Venus – das Prinzip der Liebe,
Schönheit und Harmonie” ausführlich über dieses Thema geschrieben,
nachfolgend nun ein Auszug daraus:
„Um die Aufgabe, die dem Weiblichen von Natur aus in der Schöpfung
zugedacht ist,  besser zu verstehen, ist es notwendig, noch einmal auf das
Wesen der Frau und des weiblichen Prinzips näher einzugehen. Denn
daraus ergibt sich dann ganz von alleine die Rolle, die diese im Leben
spielt bzw. spielen sollte. 
Wie wir bereits wissen, verkörpert die Frau das passiv-empfangende
Yin-Prinzip. Diese Tatsache hat immer wieder dazu geführt, die Frau und
alles Weibliche abzuwerten und im Gegensatz zum männlich-aktiven
Prinzip als minderwertig bzw. „zweitrangig“ zu betrachten. In Wirklich-
keit aber ist das weiblich-passive Prinzip - zumindest in spiritueller
Hinsicht - gerade aufgrund der größeren Weichheit und Empfindsamkeit
der stärkere und damit führende Teil in der Schöpfung.
Der Mann als Ausdruck des aktiven Yang-Prinzips hingegen ist der
ausführende Teil, wie auch Abd-ru-shin betont: „Der passive oder negative
Teil ist der feinere Teil, der mpfindsamere, weichere Teil, der aktive oder
positive Teil der gröbere, nicht so empfindsame Teil! Der empfindsamere
Teil, also der passive Teil, ist aber der stärkere und alles überwiegende
Teil, der in Wirklichkeit führend wirkt. Er ist in seiner Empfindsamkeit
aufnahmefähiger und druckempfindlicher, und deshalb befähigt, sicherer
in der Kraft des Heiligen Gotteswillens als dem höchsten Drucke zu
stehen und zu handeln. Unter Druck ist hier die gesetzmäßige Beein-
druckung der höheren Art auf die niederere Art gemeint, nicht etwa
irgendein willkürlicher Gewaltakt, ...“
Diese führende Rolle des weiblichen Prinzips in spiritueller Hinsicht
drückt sich vor allem darin aus, dass es von Natur aus die Aufgabe der
Frau ist, alles Leben, vor allem aber den Mann, zu erheben, zu verfeinern
und zu veredeln. Und es ist ihre höchste Bestimmung, als Brücke zwischen
Gott und den Menschen, vor allem dem männlichen Teil der Menschheit,
also dem Mann, zu dienen: „Mit größter Feinheit der Empfindungen
gerüstet, sollte sie sich spielend aufschwingen zur Einheit lichter Höhen
und die Brücke bilden für die ganze Menschheit zu dem Paradies. Das
Weib! Fluten des Lichtes sollten es durchfließen. Die ganze körperliche,
grobstoffliche Anlage ist darauf eingestellt.“
Diese führende Rolle der Frau in spiritueller Hinsicht zeigt sich auch in
der größeren Ausrichtung der Frau auf die inneren, geistig-seelischen
Bereiche des Lebens, was auch Sai Baba, der große Avatar der Gegenwart,
betont: Die Frau, das Weibliche im Menschen, ist das, was das Wissen
über Gut und Böse, über das Ewige und Vergängliche sucht. Die Frau als
Verkörperung der Liebe und des Dienens bringt besonders viele Fähig-
keiten mit, die es ihr ermöglichen, den Gott in ihr zu entdecken, Ihm
nachzustreben und Ihn zu verwirklichen.“
Deshalb sind auch sowohl in der New-Age- und Esoterik-Szene als auch
in der Psychotherapie oder in Selbsterfahrungsgruppen meist mehr Frauen
als Männer anzutreffen. Und auch Sai Baba betont, dass Frauen, die mehr
über sich selber erfahren wollen bzw. die ihn besuchen kommen, zahl-
reicher als Männer sind.
So ist es die Frau, „... die durch ihre Liebe, ihr Engagement besonders
fähig ist, dem Mann Horizonte zu öffnen, die ihm leicht Angst machen.“
Denn der Mann ist von  seiner Anlage her mehr nach außen gewandt und
auf die Bewältigung der materiellen Welt ausgerichtet. Das Bestreben des
Mannes ist es daher nicht, „nach innen zu schauen, sondern in die Welt zu
gehen. Lieber kämpft er mit drei Bären gleichzeitig, als dass er sich den
verschlungenen Pfaden eines Traumes anvertraut. Seelische Fragen oder
gar Probleme gibt es für ihn nicht - ab in den Wald, drei Bäume gefällt,
und schon ist alles wieder in Ordnung! Denkt er. Er übersieht, dass die
Welt heute ein so unwirtlicher Ort ist, weil genau diese Haltung gelebt
wird: Nicht nach innen zu sehen, sondern alles in der Welt zu suchen.“
Natürlich gibt es auch Männer, die „nach innen schauen“ und sich für
die spirituellen Bereiche des Lebens interessieren. Diese Männer haben
ihre weibliche Seite, die  Anima, bereits in sich entwickelt und integriert.
Trotzdem ist es die Hauptaufgabe der Frau, den Mann für seine
weibliche Gefühlsseite, seine Gefühle, aber auch für die unsichtbaren
Bereiche des Lebens,  zu sensibilisieren.  Und es ist  auch Aufgabe der
Frau, den Mann für höhere Werte und Ideale zu inspirieren und zu be-
geistern und ihn daran zu erinnern, dass Gefühle, Liebe und Mensch-
lichkeit das Wichtigste im Leben sind.
Deshalb steht hinter jedem wirklich erfolgreichen Mann, der sich für
das Gute einsetzt und die Welt zum Besseren verändert, meist eine gute
Frau, die ihn stützt,  wie auch Sai Baba betont: „Ist es nicht die Ehefrau,
dann die Mutter, die Schwester, eine Freundin oder eine Frau, die er
bewundert und verehrt. Die Frau, das Symbol der Anima, des weiblichen
Teils der Seele in Fleisch und Blut, ist die größte Kraft des Mannes. (...) 
Aus diesem Grund hatten die Ritter im Mittelalter eine Dame, die sie
verehrten, für die sie kämpften, für die sie ihre Heldentaten vollbrachten.
Die Dame in ihrem Herzen sollte verhindern, dass ihr Kampfesgeist hart
oder grausam wurde. Denn nur die Liebe verhindert, dass selbst die
Gerechtigkeit sich ins Negative verändert und hart wird.“
Diese weibliche Kraft der Zartheit wurde im Mittelalter in der Hl.
Jungfrau Maria, der Muttergottes, die im Christentum das Göttlich-
Weibliche verkörpert, verehrt. Und diese „unendliche, weiche, zarte,
aufbauende, wohltuende Kraft“ von Maria ist es, die gemäß Sai Baba
heute besonders fehlt. „Maria ist das Wesen aller Frauen, das jede Frau als
Anima in sich entdecken muss, damit sie ihre Bestimmung erfüllen kann.
(...) Maria ist die Urkraft, die als Dienen in Erscheinung tritt.  Maria ist die
Zuversicht, die sich aus Liebe ganz hingibt, bis hin zur Selbstaufgabe, und
damit das Außergewöhnliche erst möglich werden lässt. Maria ist die
Göttin, die ihr  Heutigen besonders sucht, weil Sie euch so sehr fehlt.
Maria ist die entscheidende Ergänzung, die ihr unbedingt finden und in
euch integrieren müßt. Maria ist das Wesen gebender Liebe, die Garantin,
dass das Böse in der Welt nicht überhand nehmen kann.“
Um diese weibliche Kraft der Zartheit und Liebe zu entwickeln und
damit auf den Mann, aber auch ganz allgemein auf alles Leben verfei-
nernd und erhebend zu wirken,  muss sich die Frau ihre angeborene
Empfindsamkeit und Feinfühligkeit und ihre Ausrichtung „nach oben“,
also ihre Träume und Ideale und ihre Sehnsucht nach etwas „Höherem“,
ihren Glauben an das Göttliche und Überirdische, an das Gute, Schöne
und Wahre, bewahren.
Heute ist es ja so, dass viele Frauen ihre weibliche Empfindsamkeit und
Intuition unterdrücken und dem Verstand unterordnen. Damit unter-
drücken sie jedoch ihre Weiblichkeit und angeborene Feinfühligkeit.
Deshalb ist es von großer Wichtigkeit, dass die Frau von heute wieder
mehr auf ihre Gefühle und Empfindungen hört und auf ihre oft von
anderen - besonders von den Männern - belächelte „weibliche Intuition“.
Quelle: Elisa, “Im Reich der Venus - das Prinzip der Liebe,
            Schönheit und Harmonie”, 2010, Novumpro Verlag, S.140 ff.