Das  EU-Parlament muss sich mit diesem Beschluss (= JA zur Urhe-
berrechtsreform) nun den Vorwurf gefallen lassen, das Internet zu
einer Plattform zu machen, auf der Zensur ermöglicht und Inno-
vation gebremst wird.
Epicenter.works setzt sich gemeinsam mit zahlreichen anderen Organisationen
aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft  seit Jahren dafür ein, eine
ausgewogene Lösung für eine Urheberrechtsreform zu finden.
Diese sollte einerseits eine angemessene Entlohnung für künstlerische Arbeit
sicherstellen, andererseits das Internet als offene Plattform erhalten und mit
den Grund- und Menschenrechten vereinbar sein. Das ist mit dem heutigen
Abstimmungsergebnis misslungen.
Thomas Lohninger von epicenter.works. dazu: “Es ist beschämend, wie Politi-
kerinnen und Politiker, die dauernd über Digitalisierung reden, gleichzeitig die
Grundlagen des Internets zerstören. Uploadfilter und Leistungsschutzrecht
sind nicht nur Angriffe auf die Meinungsfreiheit, sie erschweren auch die Situ-
ation für junge Unternehmen der europäischen Digitalwirtschaft“, so der
Experte...
Aber es ist noch ist es nicht zu spät
Mit der heutigen Abstimmung ist noch nicht alles vorbei. Im Rahmen der
Trilogverhandlungen wird zwischen Kommission, Rat und Parlament ein
Vorschlag für die Richtlinie ausgearbeitet, der letztendlich noch einmal vom
EU-Parlament bestätigt werden muss.
Und epicenter.works verspricht, auch diesen Prozess unter der österrei-
chischen Ratspräsidentschaft sehr genau beobachten:
„Wir werden uns als Stimme einer starken Zivilgesellschaft weiterhin zu Wort
melden, um der Politik endlich klar zu machen, welche gravierenden Kollateral-
schäden Europa mit dieser zukunftsfeindlichen Regelung drohen“, so Thomas
Lohninger.
Uploadfilter =  Zensurinfrastruktur:
Mit dem am 12.9. vom EU-Parlamente beschlossenen Text sollen große Online-
Plattformen verpflichtet werden, alle Äußerungen, die Nutzerinnen und Nutzer
auf den Plattformen machen wollen, nach Urheberrechtsverletzungen zu
durchsuchen.
Selbst kleine Textbausteine müssen zur Vorabkontrolle von einem Filter
durchsucht werden. Da die meisten dieser Unternehmen solche technischen
Lösungen nicht selbst entwickeln können, läuft die Regelung auf eine Stärkung
von Google hinaus.
Die verpflichtende Einführung dieser Filtertechnologie in vielgenutzten
Plattformen birgt die Gefahr, dass sie auch für die Zensur anderer Inhalte
eingesetzt wird. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat in seiner
Rede zur Lage der Union heute Morgen bereits angekündigt, dass Filter auch
für Inhalte angewendet werden sollen, die als extremistisch angesehen werden.
Leistungsschutzrecht schwächt Medienvielfalt und stärkt Dominanz von
Google
Als Resultat der heutigen Abstimmung kann die bloße Nennung von Aus-
schnitten oder Titeln von Presseerzeugnissen schon zum Problem werden.
So werden News-Teaser auf wenige Worte beschränkt werden, auch die
Bilderanzeige wird dadurch betroffen sein. Änderungsanträge, die wenigstens
reine Faktenaussagen („Merkel trifft Trump“) oder kleinste Textausschnitte von
diesem neuen Recht ausnehmen, haben leider keine Mehrheit gefunden.
Erfahrungen mit dem Leistungsschutzrecht in Spanien und Deutschland haben
gezeigt, dass Google nichts zur Finanzierung von Journalismus beigetragen
hat, Verlagen nur zusätzliche Kosten entstanden sind, kleine Verlage weniger
Besucherzahlen hatten, weil ihre Inhalte weniger gefunden wurden, und Kon-
kurrenten von Google im Bereich Suchmaschinen und Aggregatoren vom
Markt gedrängt wurden. Damit wird die Diversität im Suchmaschinenmarkt   
und die Medienvielfalt weiter zurückgehen.
12.9.2018
Mehr dazu siehe: https://epicenter.works/content/eu-urheberrecht-katastrophale-
weichenstellung-im-europaparlament