Das innere Wort 
Das Innere Wort beschreibt Leopold Engel folgendermaßen (zitiert
im Vorwort zum elften Johannesband): 
„Die oft an mich gerichtete Frage, wie das Innere Wort sich kundgibt, kann ich
nur wie folgt beantworten:
Bei meinem Schreiben unterscheide ich genau dreierlei Phasen. Zuerst das, was
aus meinem eigenen Ich schriftstellerisch entspringt als Produkt meines Wissens
oder meine Phantasie. Bei späterem Durchlesen, auch wenn Jahre darüber
hingehen, erkenne ich das Geschriebene stets als das Ergebnis meiner Arbeit. Es
wird mir beim Lesen nicht fremd vorkommen.
Die zweite Art ist die der einfachen Inspiration, eine Gedankenübertragung aus
ferneren Sphären. Es sind nicht Worte, sondern Gedanken, die mir zufließen und
die ich selbst in Worte einkleiden muß. Das Ergebnis ist halb mein Eigentum – im
wesentlichen jedoch nicht; denn ohne diese Gedankenübertragung gelingt es mir
nicht, etwas Brauchbares zu schaffen. Stimmung, Ruhe und Neutralität des Innern
gehören zum Gelingen. Störungen unterbrechen die Arbeit sofort, in die sich nicht
allzu schwer auch eigene Gedanken einschleichen können, sogar imstande sind,
bei lebhafter Phantasie die Inspiration gänzlich zu fälschen.
Vorsicht, Selbstkritik ist in diesem Stadium dringend notwendig; denn hier treiben
Spottgeister gern ihren Unfug, wird Unsinn leicht zur Methode. Das Geschriebene
mutet bei späterem Durchlesen oft fremdartig sein; man wundert sich dann, das
jemals geschrieben zu haben, erinnert sich aber doch an das eine oder andere mehr
oder weniger deutlich.
Die dritte und letzte Art ist dem eigenen Sinn oft rätselhaft. Es kann der bereits
geschilderte Zwang eintreten, dann aber auf Bitte nach oben auch das deutliche
Empfinden eines inneren Sprechers eintreten, ungefähr in der Art, wie man sich
ein gehabtes Gespräch mit einem Freunde, den man auch glaubt sprechen zu
hören, in die Erinnerung ruft.
Es entsteht ein Zwiegespräch. Frage und Antwort, klare Erklärung von Dingen,
die man vorher nicht wußte und die – das ist ein charakteristisches Zeichen – dem
Gedächtnis sehr leicht wieder entschwinden, wenn sie nicht durch Schrift
festgehalten werden. Letzteres ist ein Beweis der Echtheit; denn Selbstgedachtes
wird man doch im Gedächtnis behalten.
Bei diesem und dem vorigen Stadium unterstützt die Handführung oft den
Schreiber als Zeichen, dass eine fremde Kraft tätig ist. Das Niedergeschriebene
entschwindet so schnell dem Gedächtnis des Schreibers, dass er bei längerer
Mitteilung das Geschriebene erst gründlich mit Aufmerksamkeit durchlesen muss,
um den Inhalt in sich aufzunehmen.
Stets werden ihm echte Kundgebungen nach einiger Zeit wie von ihm nicht
niedergeschrieben vorkommen. Ist das nicht der Fall, so nehme ich mindestens
Vermischung mit Eigenem an, also die zweite Phase mit größerer Deutlichkeit.
Nur scharfe Selbstkritik und höchste Neutralität führen zu Kundgebungen des
echten Inneren Wortes.
Quelle: ”Das große Evangelium Johannes”,  Band 11,
                1987 Lorber Verlag, S. 7ff.