Quelle:  *) Christof Graf: „Joe Cocker – Die Biographie“, 
                2014 Hannibal Verlag
Christof Graf schreibt dazu: Cocker wirkt. Cockers Bestreben nach Vielfalt und
nach Entwicklung erklärt seine fortwährende Relevanz für jede nachwachsende
Generation von Musikliebhabern. Joe Cocker ist eben einer der ganz großen Sänger
unserer Zeit. Seine Stimme ist pure Naturgewalt, kraftvoll, expressiv und mit
Sicherheit die eigenwilligste im weiten Rund der populären Musik. Ob Balladen,
Soul-Stomper, Blues-Urgesteine oder geradlinig strukturierte Popsongs, seine
Gabe, Lieder anderer Interpreten in neue Dimensionen zu bringen, macht ihn zur
dauerhaft strahlenden Lichtgestalt im niemals endenden Rockzirkus. (Graf*, S.25)
Joe Cocker sagte zu seinen Liedern und seiner Art zu singen – und zur Wirkung von
Musik allgemein -  einmal folgendes: „Es gibt einen Grund dafür, dass die Leute die
Songs hören wollen, für die man bekannt ist. Sobald die ersten Akkorde von einem
Song wie „You Can Leave Your Hat On“ erklingen, wird den Leuten irgendwie
anders. Es fasziniert mich, auf der Bühne zu stehen und das zu beobachten. Frieden
und Liebe gehen dabei Hand in Hand mit Musik, das war immer meine Philosophie.
Musik hat eine heilende Kraft. Die Leute kommen zu mir und bedanken sich für
Lieder,die ihnen durch schwere Zeiten geholfen haben. Als ich die Songs aufnahm,
hatte ich das nicht im Sinn. Von Musik und ihrer Wirkung geht immer etwas Geheim-
nisvolles aus. Vielleicht verstehen wir sie erst, wenn wir in sie eintauchen und
begreifen, wie sie entsteht, und lernen, wozu sie im Stande ist.“
Auch Cocker-Biograph Christo Graf sieht das so: „Nichts ist wirkmächtiger als
Musik, das spürt man nicht nur ab der ersten Minute eines Joe-Cocker-Konzerts. Es
dauert keinen Song, ohne dass Cocker nicht bereits wie ein Schwerstarbeiter
schwitzt. Zu Beginn der 80er, als sein Körper begann, ein wenig fülliger zu werden,
waren spätestens nach drei Songs sein T-Shirt und Haar schweißdurchtränkt. Und
sein Publikum? Es wartete geradezu sehnsüchtig darauf, dabei zuzusehen, wie sich
Cocker durch diese Klangwelten schuftete, um seinen Fans einen Weg durch seine
musikalische Welt zu ebnen.“(Graf*, S.26)
Cocker dazu: „Es ist das, was das Publikum von mir erwartet. Würde ich es nicht so
machen, wäre es nicht das, weswegen mein Publikum immer wiederkommt. Es
möchte mich sterben und auferstehen sehen.“ Vielleicht ist es das, was man als
„Magie“ in Cockers Stimme und Musik bezeichnen kann. „Erst wer so in die Musik
eintaucht, versteht Musik“, sagt Cocker. „Erst dann begreift man, wie sie entsteht
und woher sie kommt, aus den Tiefen des Inneren, und erst dann ist man in der
Lage zu lernen, was sie bewirken kann.“
Eine Stimme wie die von Joe Cocker bringt auf eine spezielle Art die Luft zum
Schwingen, und unser Gehirn bewertet diese zu Klängen werdenden Vibrationen als
unverkennbare Musik.“ (Graf*, S.27)
Joe Cocker bedauerte immer, kein Instrument zu spielen, nicht gerne Songs zu
schreiben, die Tonleiter nicht zu beherrschen …. „Ich brauche eine Komposition
eigentlich nur einmal zu singen, und schon fühle ich, ob ich auf dem richtigen Weg
bin. Aber in welcher Tonart sie liegt, weiß ich nicht. Für mich ist ein Song ein
Medium, beim Singen vollziehe ich eine mentale Transformation. Aber eigentlich
kann man das einem Außenstehenden gar nicht erklären.“ Und: „Viele halten mich
bloß für einen Bluessänger. Ich bin ein sehr natürlicher Sänger, alles, was aus mir
herauskommt, passiert spontan. Ich kann keine Noten lesen, und auch mit der
Tonleiter habe ich mich eigentlich nie beschäftigt. Anfangs sang ich meine Songs
ein oder zwei Tonlagen tiefer, ich wusste ja gar nicht, dass ich auch höher kommen
konnte. Ich bin mein Leben lang ohne Lehrer ausgekommen. Manchmal stößt man
aber auch an seine Grenzen. Als ich vor ein paar Jahren in London mit Eric Clapton
auf der Bühne stand, fragte der Meister mich, in welcher Tonart der Song sei, den
wir als Nächstes spielen wollten. Da musste ich leider passen.“ (Graf*, S.23ff.)