Quelle: Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk)
              dort gibt es weitere Quellenangaben (Stand Mai 2016)
Neben den allgemeinen Unfallrisiken eines thermischen Großkraftwerkes ergeben
sich spezielle Risiken aus der Nutzung der Kernenergie. Besonders die Radioakti-
vität der Spaltprodukte stellt eine Gefahr dar. Unfälle können von geringfügigen
internen Betriebsstörungen bis zu einer Katastrophe mit internationalen Auswir-
kungen reichen, wie es bei der Katastrophe von Tschernobyl der Fall war. Kern-
kraftwerke können außerdem im Rahmen von Kernwaffenprogrammen genutzt
werden.
                    Risiko des Austritts von radioaktivem Material
Im normalen Betrieb entweichen kleine Mengen radioaktiven Materials vom
Kernkraftwerk durch den Abluftkamin in die Umwelt. Dieses Material umfasst
radioaktive Edelgase (Krypton-85) sowie das instabile Wasserstoffisotop Tritium,
deren Entweichen gemessen wird und Auflagen unterliegt.
Durch Unfälle oder Störungen der Sicherheitsbarrieren können größere Mengen
radioaktiven Materials in die Umwelt und in die Nahrungskette gelangen.
Viele konstruktive Maßnahmen dienen dazu, das auch dann noch zu verhindern,
wenn große Teile des Reaktors funktionsuntüchtig oder zerstört worden sind (siehe
Auslegungsstörfall).
Ein Beispiel dafür, dass Fehlbedienung zu einer Freisetzung von Radioaktivität
führen kann, ereignete sich 1987 im KKW Biblis. Ein Ventil, das während des
normalen Betriebs geschlossen sein sollte, schloss nicht. Die Betriebsmannschaft
versuchte, es durch die Öffnung eines Prüfventils „frei zu blasen“, was nicht
gelang. Durch die Prüfleitung entwich Kühlwasser des Primärkreislaufs. Die
radioaktive Belastung der Umgebung des Kernkraftwerkes blieb unter den gültigen
Grenzwerten, da weitere Barrieren wie Auffangbecken und Containment funkti-
onierten.
Durch die extrem hohe Energiedichte im Kernreaktor ist es möglich, dass beim
Ausfall der Kühlung der Reaktorkern schmilzt und sich dadurch selbst zerstört. Die
Konsequenzen der Kernschmelze können je nach den genauen Umständen im
Wesentlichen auf das Kernkraftwerk beschränkt bleiben oder der Auslöser eines
unkontrollierten Austritts von großen Mengen Radioaktivität sein.
Die Havarie im Kernkraftwerk Three Mile Island im Jahre 1979 ist ein Bei-
spiel für eine Beschränkung auf das Kernkraftwerk. Hier gelang es das Schmelzen
zu stoppen, bevor der Reaktordruckbehälter zerstört wurde. Der bei der Schmelze
entstehende Wasserstoff wurde an die Atmosphäre abgelassen. Mit ihm entwich
das radioaktive Isotop 85 des Gases Krypton (85-Kr, 10,75 Jahre Halbwertszeit)
mit einer Aktivität von etwa 1,665 · 1015 Bq.
Beim Unfall in Tschernobyl (1986) wurde der Reaktorkern prompt überkritisch,
die Kernschmelze riss die Brennstäbe auf und bildete Wasserstoff. Dampf- und
Wasserstoff-Explosionen zerstörten die Abdeckung des Reaktors und warfen Teile
des radioaktiven Brennstoffs in die unmittelbare Nähe des Kraftwerks aus. Ein
dadurch entfachter Graphitbrand führte zur massiven Freisetzung des radio-
aktiven Inventars und erzeugte eine radioaktive Wolke, die über weite Teile
Europas zog und über einigen Regionen (zum Beispiel Polarkreis, Teile Bayerns
und Korsika) abregnete ("Fallout"). Politische Folge dieser Havarie war der
weitgehende Stopp des Ausbaus der Kernenergie in vielen Ländern von West-
Europa.
Eine Kernschmelze mit unkontrollierter Freisetzung radioaktiven Materials nennt
man einen Super-GAU. Ein Core-Catcher „Kernfänger“ soll in Anlagen ab der
Generation 3+, wie zum Beispiel im chinesischen Kernkraftwerk Tianwan, die
Folgen einer möglichen Kernschmelze verringern und den Kern vor dem Absacken
in das Erdreich auffangen.
Atomkraftwerke - Risiken für
      Mensch und Umwelt