In ihrer Autobiographie beschreibt Natascha Kampusch eingehend diesen verzweifelten
Kampf gegen ihre eigene Resignation und gegen die irrationalen, paranoiden Vorstellungen
Priklopils, die er ihr ständig aufzuzwingen und einzubläuen versuchte: 
“Ich durfte mich nicht in meine Schmerzen fallen lassen. Ich durfte mich nicht
aufgeben. Ich durfte dem Gedanken, dass diese Gefangenschaft das Beste war, was
mir in meinem Leben widerfahren würde, keinen Raum geben. Ich musste mir immer
wieder sagen, dass es kein Glück war, beim Täter leben zu dürfen, so wie er mir das
immer wieder eingeredet hatte. Seine Sätze hatten sich um mich gelegt wie
Fußangeln. Wenn ich vor Schmerzen gekrümmt im Dunkeln lag, wusste ich, dass er
unrecht hatte. Aber das menschliche Gehirn verdrängt Verletzungen schnell. Schon
am nächsten Tag gab ich mich allzu gerne wieder der Illusion hin, dass das alles
nicht so schlimm sei, und glaubte seinen Beschwörungen. Aber wenn ich jemals aus
meinem Verlies herauskommen wollte, musste ich diese Fußangeln loswerden.
Damals begann ich, mir selbst kleine Botschaften zu schreiben. Wenn man etwas
schwarz auf weiß vor sich sieht, werden die Dinge greifbarer. Sie sind auf einer
Ebene, der sich der Kopf schwerer entziehen kann, Wirklichkeit geworden.
Ich notierte von nun an jede Misshandlung. nüchtern und ohne Emotionen. Ich habe
diese Aufzeichnungen heute noch. Manches ist in einem einfachen Schülerblock im
Format A5 eingetragen, in akkurater Schönschrift. Anderes habe ich auf ein grünes
A4-Blatt geschrieben, die Zeilen dichtgedrängt. Damals wie heute erfüllen diese
Notizen den gleichen Zweck. Denn selbst im Nachhinein sind mir die kleinen
positiven Ereignisse während meiner Gefangenschaft präsenter als die unglaubliche
Grausamkeit, der ich jahrelang ausgesetzt war.” („3096 Tage“, S.224ff.)
In ihrer Autobiographie veröffentlichte Natascha einen kleinen Auszug aus diesen Notizen: 
21.8.2005: Morgens anbrummen. Beschimpfungen ohne Grund. Dann Schläge und
übers Knie legen. Tritte und Puffe. Sieben Schläge ins Gesicht, ein Fausthieb auf den
Kopf. Beschimpfungen und Schläge, nur Frühstück ohne Müsli. Dann Dunkelheit bei
mir unten / ohne Aussprache / blöde ausspielerische Sprüche. Und einmal mit dem
Finger kratzen am Zahnfleisch. Kinndrücken und Halswürgen.
22.8.2005: Fausthiebe auf den Kopf.
23.8.2005: Mindestens 60 Schläge ins Gesicht, 10-15 schwere Übelkeit verursachende
Schläge mit der Faust auf den Kopf, vier Schläge mit der flachen, brutalen Hand auf
den Kopf, ein Fausthieb mit voller Wucht auf mein rechtes Ohr und Kiefer. Das Ohr
färbt sich schwärzlich. Schwerer Uppercut, dass der Kiefer knirschte, Knietritte ca. 70
Stück, vorwiegend ins Steißbein und auf den Po. Fausthiebe ins Kreuz und auf das
Rückgrat, die Rippenbögen und zwischen die Brüste. Schläge mit dem Besen auf den
linken Ellenbogen und den Oberarm (schwärzlich-brauner Bluterguss), sowie das linke
Handgelenk. Vier Schläge ins Auge, so dass ich blaue Blitze sah, uvm.
24.8.2005: Brutale Tritte mit dem Knie in den Bauch und Genitalbereich. (wollte mich
zum Knien bringen), sowie auf die untere Wirbelsäule. Schläge mit der Handfläche ins
Gesicht, ein brutaler Fausthieb auf mein Ohr (schwarzblaue Verfärbung). Dann
Dunkelhaft ohne Luft und Essen.
Der Horror von einigen Tagen, von denen es unzählige gab. Manchmal war es so
schlimm, dass ich so zitterte, das ich den Stift nicht mehr halten konnte. Ich kroch
wimmernd ins Bett, voller Angst, dass die Bilder des Tages mich auch in der Nacht
einholen würden. Dann sprach ich mit meinem zweiten Ich, das auf mich wartete, das
mich an der Hand nehmen würde, egal, was noch passieren würde. Ich stellte mir vor,
dass es mich durch den dreiteiligen Spiegel, der inzwischen über dem Waschbecken
in meinem Verlies hing, sehen könnte. Wenn ich nur lange genug hineinblickte,
würde sich mein starkes Ich in meinem Gesicht spiegeln.” („3096 Tage“, S.225ff.)