Natascha Kampusch schreibt in ihrer Autobiographie: Zu dieser Zeit begann der Täter, mich
immer stärker zu kontrollieren. Er hatte mich zwar von Anfang an komplett unter seiner
Kuratel: Eingesperrt in seinem Keller, auf fünf Quadratmetern, hatte ich ihm ohnehin
nicht viel entgegenzusetzen. Doch je länger die Gefangenschaft dauerte, desto weniger
genügte ihm dieses sichtbare Zeichen seiner Macht. Nun wollte er jede Geste, jedes Wort
und jede Funktion meines Körpers unter seine Kontrolle bringen.“ („3096 Tage“, S.110)
Ein weiteres Kontrollinstrument war eine Zeitschaltuhr, die Priklopil im Verlies einbaute, und die
sich pünktlich um 7 Uhr ein-  und um 8 Uhr abends wieder ausschaltete.  Danach herrschte
vollkommene Dunkelheit in Nataschas Verlies: „Die nächsten elf Stunden war ich auf meine
Phantasie angewiesen, um nicht durchzudrehen und die Angst in Schach zu halten. Es
war ein Rhythmus wie in einer Strafanstalt, streng vorgegeben von außen, ohne eine
Sekunde der Abweichung, ohne Rücksicht auf meine Bedürfnisse. Es war eine
Machtdemonstration.“
Doch damit nicht genug, installierte der Entführer auch noch eine Gegensprechanlage, die er
dazu benützte, um Natascha zu jeder Tag- und Nachtzeit zu kontrollieren und die so zu einem
schrecklichen Folterinstrument für sie wurde: Es hatte ein Mikrofon, das so stark war, dass
es jedes Geräusch aus meinem  Zimmer nach oben übertrug. Der Täter konnte nun ohne
Vorwarnung einfach in mein „Leben“ hineinhören und in jeder Sekunde überprüfen, ob
ich seinen Anweisungen folgte. Ob ich den Fernseher abgedreht hatte. Ob das Radio lief.
Ob ich noch mit dem Löffel über den Teller kratzte. Ob ich atmete. Seine Fragen
verfolgten mich bis unter die Bettdecke: „Hast du die Banane übriggelassen?“ „Warst du
schon wieder so verfressen?“  „Hast du dein Gesicht gewaschen?“. Ich konnte ihn nicht
einmal anlügen, weil ich nicht wusste, wie lange er schon gelauscht hatte.“ („3096
Tage“, S.114)
Wenn er anwesend war, bestimmte er über jede Geste und jeden Gesichtsausdruck: “Ich
musste so stehen, wie er es mir befahl und durfte ihm niemals gerade ins Gesicht sehen.
In seiner Anwesenheit, so fuhr er mich an, hätte ich den Blick gesenkt zu halten. Ich
durfte nicht sprechen, wenn er mich nicht dazu aufgefordert hatte. Er zwang mich dazu,
ihm unterwürfig zu begegnen, und wollte Dankbarkeit für des bisschen, das er für mich
tat: „Ich habe dich gerettet“, sagte er immer wieder, und er schien es ernst zu meinen.
Er war meine Nabelschnur nach außen – Licht, Essen, Bücher, all das konnte ich nur von
ihm bekommen, all das konnte er mir jederzeit kappen. Und das tat er später auch mit
einer Konsequenz, die mich fast an den Rand des Hungertods brachte.“ („3096 Tage“,
S.121)