Natascha beschreibt diese “selbst verordnete Beschäftigungstherapie” in ihrer
Autobiographie sehr detailliert:
“Ich kehrte nun jeden Tag sorgfältig alle Ecken des Verlieses aus und wischte dann
den Boden blank. Ich begann mit dem Schrubben bei der Tür. Die Wand dort war nur
wenig breiter als das schmale Türblatt. Von dort führte sie nach links in schrägem
Winkel in den Teil des Raumes, in dem die Toilette und die Doppelspüle
untergebracht waren. Ich konnte Stunden darauf verwenden, mit Entkalkungsmitteln
die kleinen Wassertropfen vom Metall der Spüle zu wischen, bis sie makellos glänzte,
und die Toilette so sauber zu wischen, dass sie wie eine kostbare Blume aus
Porzellan aus dem Boden wuchs. Dann arbeitete ich mich sorgsam von der Tür weg
durch den Rest des Raumes: erst entlang der längeren, dann entlang der kürzeren
Wandseite, bis ich an der schmalen Wand gegenüber der Tür angelangt war. Zum
Schluss schob ich meine Liege zur Seite und wischte die Mitte des Raumes. Ich
achtete peinlich genau darauf, nicht zu viele Putztücher zu verwenden, um die
Feuchtigkeit nicht noch zu verstärken.
Wenn ich fertig war, hing eine chemische Version von Frische, Natur und Leben in der
Luft, die ich gierig aufsog. Wenn ich dann noch etwas von dem Raumspray
versprühte, konnte ich mich für einen Moment fallen lassen. Der Lavendelduft roch
nicht sonderlich gut, aber er vermittelte mir eine Illusion von blühenden Wiesen.” 
(”3096 Tage”, S.101)